VATERS BROTSUPPE

war Frauensache, jedenfalls nach Meinung meines Vaters. Es war schon viel, wenn er in einem Eimerchen Pferdebouletten vom Rossschlächter mitbrachte und sie warm machte. Doch wenn er Lust und Appetit hatte, dann konnte es vorkommen, dass er sich daran machte und eine Brotsuppe zubereitete.

Ein paar Kanten trockenen Roggenbrotes waren meistens vorhanden. Die schnitt er in kleine Würfel, tat sie in eine Steingutschüssel, gab ein Stück Butter (ca. 75 Gramm), zwei Eier, zwei Maggi Brühwürfel, etwas Kümmel und je eine Prise Salz und Pfeffer hinzu und übergoss alles mit kochendem Wasser, so dass das Brot bedeckt war. Dann deckte er die Schüssel zu und ließ das Ganze etwa eine viertel Stunde ziehen. Damit sich alles gut vermischte, rührte er zwischendurch einige Male um. Dabei entströmte der Suppe ein köstlich- aromatischer Duft.
Süße Brotsuppen mit Rosinen waren mir immer zuwider. Deshalb war ich auch skeptisch, als mir mein Vater von seiner Brotsuppe etwas anbot. Als ich aber gekostet hatte, wollte ich gleich noch mehr, so gut schmeckte sie mir. Mit meinem Vater gemeinsam diese Brotsuppe zu löffeln wurde künftig beinahe zum Kult.
Soviel ich auch gesucht habe, diese Brotsuppe aus der Lausitz, nach Art meines Vaters, fand ich in keinem Kochbuch. Ich habe sie selbst oftmals zubereitet. Dabei habe ich festgestellt, dass sie noch delikater wird, wenn man sie mit einem Löffel saurer Sahne verfeinert. Meine Frau und meine Söhne waren auch davon angetan. Deshalb halte ich es für gerechtfertigt, das Rezept für diese leckere Suppe meines Vaters mit ihrem kräftig-würzigen Geschmack hier in meinen Erinnerungen zu verewigen!
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