PYROTECHNISCHE EXPERIMENTE
So, wie die Kinder heute, ballerten auch wir in unserer Jugend gern mit Zündblättchen- oder Knallkorkenpistolen herum. Je lauter, um so besser! Eines Tages zeigte uns ein Junge aus unserer Strasse etwas Neues, ein Drahtgestell, welches die Konturen einer Fliegerbombe hatte. An der Spitze war ein konusartiges Metallteil befestigt, in das ein Zündblättchen eingelegt werden konnte. Darüber war beweglich ein metallenes Gegenstück angebracht, welches, von einer Feder gehalten, auf das Zündblättchen drückte. Warf man den Apparat in die Luft, so flog er, mit der Spitze nach unten, auf die Erde. Durch den Aufprall wurde das Schwarzpulver in dem roten Blättchen gezündet und das Bombenähnliche Gerät sprang mit einem lauten Knall ein ganzes Stück in die Höhe. Wir beschäftigten uns eine Weile mit diesem, recht einfach konstruierten, Ding und freuten uns diebisch, wenn es uns gelungen war, einen vorübergehenden Passanten damit zu erschrecken. Bald ließ aber unser Interesse nach.
Auf dem Heimweg sagte ‚Bubi‘ Plagemann auf einmal zu mir: „Weißt du was, Werner, ich habe eine Idee, wir versuchen, uns so ein Ding selber zu bauen.“
„Wie soll denn das gehen?“, fragte ich verwundert.
„Das ist doch ganz einfach“, erwiderte er, „wir suchen uns einen großen Schlüssel mit einem Loch, legen dort ein Zündblättchen hinein, stecken einen Nagel in die Öffnung, machen ihn mit einem Gummi fest und wenn wir das Ganze auf die Erde werfen, dann knallt es.“
Hustekuchen! So einfach, wie gesagt, ließ sich die Idee nicht verwirklichen. Ein Schlüssel mit so einem großen Loch, dass ein Zündblättchen hineinpasste, war nicht zu finden. Also nahmen wir einen kleineren, schnitten das Zündblättchen so zurecht, dass es in das Loch passte, suchten einen Nagel, der hinhaute und verbanden alles miteinander. Enttäuscht mussten wir aber zur Kenntnis nehmen, dass der Schlüssel, nachdem wir ihn hochgeworfen hatten, nur ganz selten mit dem Nagel zuerst auf die Erde fiel und es darum nicht oft knallte. Es war auch mühsam, die Zündblättchen zurechtzuschneiden. Oft stutzten wir sie so, dass das Schwarzpulver herausbröselte.
Wir haben lange herumexperimentiert, bis wir den Knaller hatten. Und der funktionierte so!
Der Schlüssel wurde beibehalten. Der Nagel musste genau in das Loch passen, wurde aber so verkürzt, das er nur noch etwa einen Zentimeter aus
dem Schlüssel ragte. Ein Paketgummi hielt ihn fest, so das er nicht aus den Schlüssel rutschen konnte. Aber das Entscheidende war die Ladung. Nach längeren Versuchen waren wir dahinter gekommen, dass sich dafür bestens die Zündsubstanz von Streichholzkuppen eignete. Wir kratzten sie ab, und taten sie anstelle der Zündblättchen in die Öffnung des Schlüssels. Wenn wir nun den Schlüssel, mit dem Nagel nach unten, aus einem Meter Höhe auf die Erde fallen ließen, kam er in der Regel sicher auf dem Nagelkopf auf, wodurch die im Loch befindliche Streichholzsubstanz sicher gezündet wurde und zu unserer Freude viel lauter knallte, als alles andere vorher.
Wir waren mit dem Ergebnis unserer Tüftelei sehr zufrieden und wurden von unseren Freunden aufrichtig bewundert.
Naiv-gefährliches Spiel! Vor Nachahmung muss ich dringlichst warnen.
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