SELBSTBEFRIEDIGUNG
Ein berühmter Mann, ich glaube es war Goethe, schrieb einmal: „Wenn auch die Menschheit als Ganzes vorangeht, die Jugend muss immer wieder von vorn anfangen“. So war es auch bei mir, und vor allem in der Sexualität.
Sexualität, dieses Thema war in unserer Familie tabu. Die Prüderie der damaligen Zeit, verbunden mit solchen Drohungen, wie: „..spiel nicht am Puller, dadurch kannst du blind werden!!!...“, sorgten unter uns Kindern für Unsicherheit in diesen Fragen. Aber sie machten sie, wie alles Mysteriöse und Verbotene, für uns doch auch wieder interessant.
In meiner Kindheit gab es aber leider keine ‚BRAVO‘, in der ein Dr. Sommerfeld für pubertierende Jugendliche Sexualaufklärung betrieb. Meine ‚BRAVO‘ war die Strasse, und den ‚Dr. Sommerfeld‘ ersetzte unsere Clique. Deshalb war das, was wir über Sexualität wussten, meist auch zotenhaft verbrämt und hatte einen Hauch von Obszönität und Zweideutigkeit an sich.
In dieser widersprüchlichen Zerrissenheit bin ich aufgewachsen und entwickelte ich mich. Und zum Glück, möchte ich sagen, ohne geistig und körperlich Schaden zu nehmen.
Eines Tages, meine Eltern waren auf Arbeit, spielte ich zusammen mit ‚Bubi’ Plagemann in unserer Wohnung, als sich Sepp Schwabe zu uns gesellte. Sepp war ein drei Jahre älterer Junge, der erst vor Kurzem mit seiner Mutter, einer alleinstehenden Witwe, in das kleine Häuschen eingezogen war, in dem wir vorher gewohnt hatten. Eigentlich sollten wir nicht mit ihm spielen, weil das Gerücht kursierte, er würde mit seiner Mutter schlafen.
„Habt ihr schon mal gewichst?“, fragte er uns unverblümt und grinste dabei schamlos.
,Bubi‘ schaute mich verständnislos an. Da ich mit dieser Frage auch nichts anzufangen wusste, zuckte ich nur verwundert mit den Schultern und schüttelte verneinend dem Kopf.
„Ich zeige es euch. Das ist ganz schön, das solltet ihr auch mal probieren“, ermunterte uns Sepp. Dabei knöpfte er seinen Hosenschlitz auf und ließ uns seine Männlichkeit sehen.
„Ihr müsst die Vorhaut solange hin und her reiben“, erläuterte er uns, „bis ihr ein ganz wundervolles Gefühl verspürt“, wobei er begann, sein Glied zu bearbeiten, das dabei gar nicht richtig erigierte, sondern wie eine schwabbelige Weißwurst in seiner Hand hin und her baumelte, doch plötzlich, zu unserer Überraschung, glibberig-grauen Schleim verspritzte.
Wir machten es ihm nach, holten auch unsere noch recht unterentwickelten Piepmätze aus der Hose und rubbelten an ihnen herum, bis sie steif wurden. Ich weiß nicht, wie es ,Bubi‘ Plagemann empfand, aber ich verspürte durchaus kein wunderschönes Gefühl, von einem Samenerguss, wie ihn Sepp schon hatte, gar nicht zu reden. Vielmehr schmerzte mein Penis, vom vielen hin und her reiben wund geworden. So war das Ganze beim ersten Mal für mich eigentlich erotisch wenig anregend, sondern in seiner Erlebnisweise eher enttäuschend und sogar etwas grotesk. Selbstbefriedigung hatte für uns noch keine Bedeutung. Das Bedürfnis, damit sexuelle Spannungen abzubauen, war noch nicht entwickelt.
Doch das Interesse war geweckt. Mit der Handhabung vertraut, versuchte ich es immer wieder einmal, bis es mir endlich gelang, dieses so hoch gepriesene ‚Glücksgefühl‘ zu erzielen. Aber bis zu meinem ersten richtigen Orgasmus mit Samenerguss vergingen noch gut eineinhalb Jahre.
Die Zeit des ‚sündhaften Tuns‘ hatte für mich begonnen. Und, obwohl als Abschreckung oft angedroht: Blind bin ich dadurch nicht geworden.
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