DER KECKE SONNENSTRAHL

Meine Mama stellte mich im Sommer in meinem Kinderwagen gern in den Hof, denn frische Luft ist für Babys sehr gesund. Alle Hausbewohner und Freunde, die in den Wagen schauten, waren einhellig der Meinung, dass ich ein freundliches, artiges und ruhiges Kind war. Ich lächelte jeden an, der sich mit mir beschäftigte. Wenn ich allein war, spielte ich mit meiner Klapper, wobei ich oft hell auflachte und juchzte. Und wenn ich schlief, lag ich so friedfertig in meinen Kissen, dass jeder entzückt war. So stand ich da im Hof und war der ganze Stolz meiner Mama.

Sie kam regelmäßig, um zu schauen wie es mir geht, ob ich mich vielleicht freigestrampelt oder mich zu tief in die Kissen gewühlt hatte. Sie war auch immer darauf bedacht, mich in den Schatten zu stellen, weil direkte Sonne für Babys schädlich ist.
Als sie mich einmal ununterbrochen Niesen hörte, kam sie ganz erschrocken angelaufen, um zu sehen, was mit mir los sei. Ich war schon ganz rot angelaufen von der Anstrengung, und eine kleine Rotznase verunzierte mein erhitztes Gesicht. Sie nahm mich aus dem Wagen, wiegte mich in ihren Armen, wischte mein Gesicht sauber und war verwundert, dass ich im gleichen Augenblick mit dem Niesen aufhörte. Durch Zufall entdeckte sie, dass ich jedes mal niesen musste, wenn ich ins Licht blickte. Da sie versäumt hatte, den Kinderwagen zu drehen, war ein vorwitziger Sonnenstrahl, der mir in die Augen blitzte, zum Auslöser meines Niesanfalls geworden.
Diesen Umstand nutze ich auch heute noch aus. Jedes Mal, wenn ich einen Niesreiz in meiner Nase verspüre, der sich nicht von alleine entladen will, brauche ich nur ins Licht zu schauen und schon kommt das erlösende „Hatschi!“.
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