DIE „EROBERUNG“

Es war eine Folge der Zeitumstände. Immer mehr Mädchen gingen feste Beziehungen ein. Junge Männer, wie ich, ohne feste Freundin, hatten es deshalb nicht immer leicht, ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.
Profan gesagt: Wir „Wilderer“ auf dem Gebiet der Liebe hatten es immer schwerer, zum „Schuss“ zu kommen.
Deshalb war ich in meiner Sturm- und Drangperiode öfter mal auf Tapetenwechsel aus. Mit meinen Freunden besuchte ich Tanzlokale in der näheren und weiteren Umgebung von Guben, so zum Beispiel in Reichenbach, Groß Breesen, Kaltenborn, aber auch in Fürstenberg und sogar in Cottbus. Dafür nahmen wir lange Wege in Kauf und andere Strapazen auf uns. In Cottbus gingen wir meistens in das Lokal „Weißes Ross“, nicht weit vom Bahnhof. Wenn der Tanz zu Ende und eventuelle Techtelmechtel ausgestanden waren, begaben wir uns zum Bahnhof. Da der Zug nach Guben erst kurz nach 6,00 Uhr früh fuhr, waren wir gezwungen, uns in der Bahnhofstoilette auf ausgebreiteten alten Zeitungen hinzulegen und zu versuchen, wenigstens etwas zu ruhen.
Auch wenn wir unser Jagdrevier auf die umliegenden Dörfer verlegten, ging das immer nur eine kurze Zeit gut. Bald gerieten wir mit den Dorfburschen in Konflikt. Sie machten uns unmissverständlich klar, dass sie ihre Hühner selber treten, und drohten uns Prügel an, wenn wir nicht die Finger von ihren Mädchen ließen.
Es ist verständlich, dass wir uns deshalb auch ganz besonders um Mädchen bemühten, die neu in den von uns regelmäßig besuchten Tanzlokalen auftauchten, was aber leider recht selten passierte.
Als nach längerer Zeit wieder einmal ein fremdes Gesicht erschien, wetteiferten wir Amateur-Casanova beharrlich um die Gunst der Schönen.
Ich hatte dabei meine besondere Taktik. Ich ließ erst ein paar andere mit ihr tanzen, bevor ich sie aufforderte. Dieses Vorgehen war erprobt und hatte sich bisher stets bewährt. Ich hatte dabei Gelegenheit, zu beobachteten, ob sie gut tanzen kann und welche Tänze sie bevorzugt.
Als ich sie dann aufforderte, hatte ich als guter Tänzer den Vorteil, dass ich sofort auf ihre Gepflogenheiten eingehen konnte.
Gleichzeitig machte ich ihr galant Komplimente, um bei ihr Sympathiepunkte zu sammeln.
„Sie sind mir hoffentlich nicht böse, aber ich habe sie schon ein Weilchen beobachtet. Mir ist gleich aufgefallen, dass sie hervorragend tanzen“, säuselte ich ihr ins Ohr, „ich glaube, mir wäre etwas entgangen, wenn ich sie nicht zum Tanz geholt hätte.“
Nach diesem Auftakt ließ ich erst wieder ein paar andere mit ihr tanzen, bevor ich sie erneut aufforderte. Damit gab ich ihr Zeit zum Vergleichen.
Dann spielte ich meinen entscheidenden Trumpf aus. Bei den Musikern bestellte ich eine „Damenwahl“. Was ich gehofft hatte, ging in Erfüllung, sie kam, und forderte mich auf.
Diese Schlacht hatte ich gewonnen!
Als sie sich danach auf meine Bitte hin auch noch an unseren Tisch setzte, brauchte ich keine Konkurrenz mehr zu fürchten. Ich tanzte nur noch mit ihr. Es wurde ein schöner Abend. Wir kamen uns schnell näher und waren bald beim vertraulichen „Du“.
Nach dem Tanz begaben wir uns gemeinsam auf den Nachhauseweg.
Unterwegs fragte ich sie: „Wie ist es, kommst du noch ein Weilchen mit zu mir?“ Was ich kaum für Möglich gehalten hatte; sie sagte „Ja“ zu meinem Vorschlag.
Unterwegs erzählte ich ihr, das meine Eltern geschieden sind und meine Mutter seit einiger Zeit bei ihrem Freund übernachtet. Gleichzeitig bereitete ich sie vorsichtig darauf vor, dass aber eventuell mein Vater zu Hause sein könnte.
„Weißt du, das ist aber nicht so schlimm, der schläft um diese Zeit ganz bestimmt schon fest“, beruhigte ich sie, „und da er sehr schwer hört, wird er uns sicher nicht mitbekommen“.
Diese Einstimmung bewies sich als gut, denn mein Vater lag wirklich in seinem Bett und schnarchte.
Deshalb war die Situation für keinen von uns peinlich. Es zeigte sich auch als unproblematisch, mit ihr, neben meinem schlafenden Vater, in das andere Ehebett zu steigen. Sie hatte nur ihr kurzes Seidenhemdchen anbehalten. In Löffellage kuschelte sie sich an mich. Wir genossen beide erst einmal die wohlige Wärme dieser intimen Berührung. Mit wachsender Erregung streifte ich ihr Hemdchen hoch und begannen die Rundungen ihres Körpers zu streicheln, was sie sichtlich genoss.
Als meine Hand sich an ihren Oberschenkeln zu ihrer Leibesmitte vortastete, fühlten meine Finger statt gekräuseltem Schamhaar nur Stoppeln. Sie muss also erst vor ein paar Tagen im Intimbereich rasiert worden sein. Nun war eine solche Kahlheit damals nicht modebedingt, wie heute, sondern meistens irgendwie negativ belastet. Im günstigsten Fall war es eine Maßnahme, um Filzläuse zu bekämpfen.
Deshalb war ich schon etwas erschrocken, als ich diese, doch etwas ungewöhnliche, Kahlheit spürte. Aber nun gab es für mich kein Zurück mehr. Dem „Überzieher“ vertrauend, fühlte ich mich sicher. Und so hart konnten ja die Stoppeln nun doch nicht sein, dass sie den Gummi hätten durchlöchern können.
Als wir uns aus der Liebesvereinigung wieder gelöst hatten und eine kurze Zeit eng aneinandergeschmiegt geruht hatten, drängte sie zum Aufbruch.
„Es ist wohl besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe“, flüsterte sie, „meine Verwandten machen sich bestimmt Sorgen, wenn ich so lange weg bleibe und es währe mir auch peinlich, wenn mich dein Vater hier doch noch sieht“
Natürlich fiel es mir schwer, mitten in der Nacht aus dem warmen Bett zu steigen. Aber Kavalier, der ich war, raffte ich mich auf, um sie nach Hause zu begleiten. Dabei hoffte ich insgeheim, dass sie nicht so weit weg wohnen würde. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht
Unterwegs erzählte sie mir, das sie aus dem Westen zu Besuch sei und bei ihrer Tante in Reichenbach wohnte. Na gute Lust, erschrak ich innerlich, da brauchst du ja mindestens zwei Stunden, bis du wieder im Bett bist. Was blieb mir aber übrig, ich musste den langen Weg durch die kühle Nacht auf mich nehmen.
Der Abschied fiel ihr sichtlich schwer, denn wir wussten beide, ein Wiedersehen wird es wahrscheinlich nicht geben. Deshalb war auch der Aus-tausch der Adressen nur noch eine höfliche Geste.
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