WERNER WÜNSCHMANN – MEIN VORBILD

Wer sich ein wenig mit der Gubener Nachkriegsgeschichte beschäftigt hat, der ist bestimmt auf den Namen Werner Wünschmann gestoßen.
Ich habe ihn persönlich gekannt. Er war eine elegante Erscheinung, immer gut gekleidet, auf der Bühne des Gubener Stadttheaters ein exzellenter Conferencier, Moderator und Alleinunterhalter. Am 5. Mai 1946 wurde er auf der ersten Kreisdelegiertenkonferenz als Kreisvorsitzender der Freien Deutschen Jugend gewählt.
Wer nun glaubt, er war in politischer Hinsicht ein Vorbild für mich, der irrt aber gewaltig.
Mit der FDJ hatte ich nichts im Sinn, obwohl von vielen Seiten auf mich eingewirkt worden war. So versuchte Arno Kläbsch, damals aktiv in der Antifa – Jugend, mich für diese Bewegung zu gewinnen: „Werner, vertue doch deine Zeit nicht auf dem Tanzboden. Komm zu uns und arbeite mit uns mit, wir können dich gut gebrauchen.“
„Weißt du“, war meine Antwort, „organisiertes Jugendleben habe ich Gott sei dank hinter mir. Ich möchte meine Freiheit haben. Und Tanzen macht mir große Freude. Also, lass mich in Frieden!“

Manfred, Horst und ich. Drei Freunde gut „behütet“
Auch unser Parteisekretär sprach mich an: „Sag mal, was hältst du denn von der FDJ, willst du da nicht mitmachen?“
Die Vorbereitungen der Gubener FDJ auf das erste Deutschlandtreffen vor Augen, sagte ich ihm offen: „Nein, nein, mit Uniformen und Fanfarenzügen möchte ich nichts mehr zu tun haben. Das erinnert mich zu sehr an die unselige HJ Zeit“.
Zu dieser Haltung kam damals noch verstärkend der sektiererische Einfluss des Gebietssekretärs der IG Metall, Kollegen Schneider, hinzu, der das Ziel verfolgte, eine separate Gewerkschaftsjugendbewegung zu organisieren.
Werner Wünschmann war mein Vorbild wegen seines legeren Auftretens als Ansager auf der Bühne, und wegen seiner saloppen Art, sich zu kleiden. So trug er damals stets einen ganz besonderen Hut, einen „Homburger“, und so einen wollte ich unbedingt ebenfalls haben. Das war in Guben, der Stadt der Hüte, kein Problem. Leider besitze ich davon kein Foto. Aber später waren sehr breitrandige Hüte in Mode gekommen. Das kann man auf der vorigen Seite auf dem Foto sehen.
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