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Aus dem ‚Holzhauslager‘ wurde unsere Gruppe Mitte August ins ‚Siedlungslager‘ verlegt. Wir nannten es ‚Siedlungslager‘, weil es aus, im Rohbau befindlichen, für deutsche Siedler geplanten, Einfamilienhäusern bestand, welche die Russen mit Stacheldraht eingezäunt hatten, um einen Teil der Gefangene darin unterzubringen.
In den Häusern fehlten noch die Fenster und Türen. Es klafften nur die dafür vorgesehenen Öffnungen im Mauerwerk. In jedem Haus wurde eine Hunderter-Gruppe untergebracht. Das heißt, in jedem der drei Räume mussten sich etwa 30 Gefangene einrichten.
Tagsüber konnten wir uns im Lager frei bewegen, durften uns aber nicht in den Rohbauten der Häuser aufhalten. Nachts jedoch hatten wir uns in die Häuser zu begeben und durften nicht auf das Lagergelände. Der Wechsel vollzog sich jeweils mit einem davor durchgeführten Zählappell, um die Vollständigkeit der Gruppen zu überprüfen Ob das der Sicherheit diente, oder nur Schikane war, konnten wir nie herausbekommen.
Die Nächte im ‚Siedlungslager‘ waren stets eine Tortur. Die Räume hatten etwa 3,5 mal 3,5 Meter Bodenfläche. Wir lagen wie die Sardinen in einer Büchse. 15 Mann an der einen, und 15 Mann an der anderen Wandseite zusammengepfercht. Das war auch nur möglich, indem wir uns alle auf eine Seite legten, und die Beine anhockten. Natürlich konnte man nicht lange auf einer Seite liegen. Nach einer bestimmten Zeit gab deshalb einer aus der Reihe das Kommando: „Umdrehen!!“, und alle legten sich auf die andere Seite.
Schlimm war es, wenn einer gezwungen war, in der Nacht seine Notdurft zu verrichten. Ob er wollte oder nicht, er trampelte auf die Beine der Kameraden, die deswegen aus dem Halbschlaf aufschreckten und wütend fluchend nach dem Störenfried traten. Man ging also nicht, sondern wurde, begleitet von einer Schimpfkanonade, durch die Tritte der anderen nach draußen befördert. Das selbe noch mal, wenn man zurück wollte. Am schlimmsten waren die dran, die in einem der hinteren Räume untergebracht waren; sie bekamen dreifach Tritte und böse Worte.
Wieder zurück, musste man in der Dunkelheit seinen Platz suchen. Das war recht schwierig, denn dort hatten sich in der Zwischenzeit die anderen breit gemacht. Es blieb einem nichts anderes übrig, als sich an der Stelle, wo man seinen Platz vermutete, zwischen die Kameraden fallen zu lassen und seine Schlafstelle, unter argen Widerständen der anderen, zurück zu erobern. Deshalb war es auch Gang und Gäbe, nachts in sein Essgeschirr zu pinkeln, um seinen Platz nicht einzubüßen.
Nach diesen Nächten in den engen Räumen mit dem Geschnarche, Gestöhne und Geschimpfe der dort eingepferchten Gefangenen und dem Mief von Schweißgeruch, schlechtem Atem, stinkenden Forzen und Uringestank wünschte jeder immer wieder sehnlichst den kommenden Morgen herbei.
Sobald der Zählappell vorbei war, suchten wir uns, egal wie das Wetter war, auf dem Lagergelände ein Plätzchen, wo wir uns von den Strapazen der Nacht erholen und ungestört ein Schläfchen an frischer Luft machen konnten.
Was waren wir alle glücklich, als wir in ein anderes Lager verlegt wurden!!!
Uns war es egal, wohin; Hauptsache weg!!!
Woanders konnte es kaum schlechter sein, als im ‚Siedlungslager‘ und wir hofften auch bei jeder Verlegung, bald aus der Gefangenschaft entlassen zu werden.
Es ging in ein Gefangenenlager in Küstrin!
Es war wirklich das Lager, aus dem ich entlassen wurde!
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